Lebenskrimskrams
im November 2024
1.11.
Schönberg
„Mi
stört's sehr, dass du beim Gehn so raschelst!“ sagt Hasi beim
Abstieg. „Rascheln ist mein Ding!“ sage ich, wir lachen, denn es
ist uns ein sehr, sehr schöner Tag gelungen. Fast hätte uns die
Sonne verbrannt. Aus der Reihe: „Gefährliche Vorteile des
Klimawandels“. Rund um die Ischler Alm sind noch so viele Wege
nicht begangen, aber das ist keine Klage.
2.11.
Jetzt
besitze ich wieder Hosen für die nächsten zwei Jahre! Ließe sich
nur alles so nachhaltig erledigen. Freude dann auch im Thalia, Tina
legt mein Buch seit März prominent auf den Empfehlungstisch (ich
schulde ihr ein paar Getränke).
***
Wir
führen das Leben von Superreichen, nur ohne Personal und
Superreichtum, also eigentlich noch besser. Auch überteurter
Weißwein macht komische Träume.
4.11.
Das
durch und durch ärgerliche Heulen der Laubbläser – wie kann man
so etwas bedienen wollen?!
***
Mit
D. am Fuß des Sengsengebirges. Sie ist unzufrieden, weil sie
bergauf ein wenig schnauft, ich weise sie darauf hin, dass wir grade bergauf
gehen. Wir haben eigentlich schon sehr gute Beine geerbt. S. Abb. 2.
Abb. 2
Bei der
Jause erzählt sie mir von einer Bekannten, die mit beeinträchtigten Menschen (tendenziell Sucht) arbeitet. Beim Sesselkreis am Nikolotag habe einer einen epileptischen Anfall erlitten. Die Ärztin eilt hin,
um ihn zu versorgen, es ist natürlich alles sehr stressig.
Aufgewühlt steigt ein anderer über den sich Windenden und sagt
vehement: „Meinen Schoko-Nikolo krieg' ich jetzt aber schon noch!“
***
In einer modernen Großstadt ist das Warenangebot reichhaltiger als in ländlich geprägten Gebieten, etwa hier im siebten Wiener Gemeindebezirk:
Literaturhaus,
„In memoriam“. Ilse Kilic: „I mechd ned oiwei mochn, wos i wü.“
Herbert
J. Wimmer verteilt sehr schöne Karten, ich bekomme eine mit einem
Gerstl-Gedicht namens „schöner tot sein“:
ein
baum werden
vögel
zu gast haben
das
wär was
worauf
man sich freuen könnte
5.11.
Wer
seine Begabung, Bildung und Freude nicht für die Vermittlung von
Schönheit nutzt, sondern elitäre Dünkel verbreitet, soll seine
scheiß Goschn halten, Hawara.
***
Spatzen
werden im Alter anscheinend grantiger. Zumindest sinkt laut einer
Studie die Zahl ihrer Sozialkontakte. Während freundliche junge
Vögel erfolgreicher sind, habe Einsamkeit im Alter keinen
evolutionären Nachteil. Weitere Untersuchungen zeigen, dass sich das
Sozialverhalten anderer Tiere und vieler Menschen mit den
Lebensjahren auf ähnliche Weise ändert. […] Junge Spatzen haben
besseren Bruterfolg, wenn sie freundlich sind., „aber wenn sie sich
erst einmal fortgepflanzt haben, scheint es so, als ob
Unfreundlichkeit keine evolutionären ‚Kosten‘ hat – es gibt
keine Nachteile“, sagte Schroeder. […] Spatzen führen in der
Regel eine lebenslange Dauerehe. Allerdings ist ihr Leben mit oft nur
etwa zwei Jahren nicht sonderlich lang. Unter optimalen Bedingungen
sind auch mehr als zehn Jahre möglich.“ Ich möchte gern ein zehn
Jahre alter, grantiger Spatz werden (gutes Totem-Tier). Ganz nebenbei
Applaus für die wissenschaftliche Leistung, dieses nervöse Gschwerl
zu beobachten!
***
Im
Nebel das starke Gefühl, nur ein uneigentliches Leben zu führen
(wie am Kuchenbüffet in der Wasnerin), oben läuft das richtige ohne
dich.
***
Canyoning
im Spaltensystem der Gesellschaft.
***
Spätnachts
wird „Heast, Bruckner“ ausgestrahlt, es ist alles sehr blöd,
aber auf gute Art. Sehr schön: Fini reißt es aus Nest und Schlaf,
weil ich im Fernsehen so dienstbar „Grüß Gott!“ krähe.
6.11.
Sehr
unschön: Der depperte, depperte Trump und seine depperten, depperten
Wähler stellen die Aufmerksamkeit für meine Schauspielkunst total
in den Hintergrund des Weltgeschehens!
Buttinger
und ich diktieren einander am Telefon, dass heute (Mittwoch) aber
sehr wohl getrunken werde. Und so geschieht es, im Beisein der
Nachbarn. Der „Linden“-Wirt: „Unsare Blunzn san voi resch
aubrodn, Reklamationen gibt’s ned!“ Wir taumeln heim, betrunken
und nach resch angebratenen Blunzen riechend.
7.11.
Karkogel
Aufstehen
nach den Bieren um 5 Uhr tut weh, aber mit dem ersten Schritt von der
Rettenbachalm stellt sich die Überzeugung ein, das Eigentliche zu
tun, sogar später noch, in der Latschensackgasse am Möselhorn.

Ein
großer, wahrscheinlich letzter Schlaf auf der Bärenkogelalm.
Karma
ist ein Fakt, denn ich trete in den Haufen, den ich beim Aufstieg
nicht ordentlich weggeräumt habe. Fini selbst reißt sich an dieser
Stelle die Pfote auf. Aber damit hat es sich schon, das Gute setzt
sich durch: Als ich mich frage, ob sie mit der Pfote gehen kann und
wie lange ich von hier in die Nebelsuppe im Tal brauche, bleibt ein
PickUp stehen, darin zwei Männer, einer davon der Besitzer der
Bärkogelalm. Sie drängen uns, einzusteigen, und sie haben recht.
Wir plaudern sehr nett, der Pudertanz hat die beiden sehr
mitgenommen, aber das ist ja kein Hindernis. Ich frage den
Hüttenbesitzer, ob er leicht gerade die Geranien ins Tal getragen
habe. „Ha?“ „D'Bleamön, Hauns“, lacht der andere.
Ich schlafe dann neun Stunden, Fini zwei mehr.
8.11.
Wien – Neunkirchen
Mit
jedem Halt klingt der Zugbegleiter trauriger, am schlimmsten bei
„Next Stop: St. Pölten.“
Auch Rudolfsheim muss auf Klobürsten in Tierkeramik nicht verzichten:

Nach
der Lesung im Buchcafé Melange (in der es eine Austrofred-Andachtsstelle gibt) erzählt eine junge Frau, die vor 24(?)
Jahren aus Henan nach Wien gezogen sei, dass die kopierten Orte in
China der Belehrung und kulturellen Weiterbildung der Bevölkerung
dienen sollen.
***
Endlich
wieder bei Birgit! Wir gehen trotzdem relativ diszipliniert nach
Anbruch ihres Geburtstages ins Bett.
9.11.
Rax
Was
sagt ihr erst jetzt, wie schön auch dieses Niederösterreich sein
kann?! Roland sagt, dass der Nebel, den man über dem Steirischen oft
sieht, von der Rax aus betrachtet „Deppendeckel“ heißt. Im
Bergrettungsstützpunkt hat er von der „Sexquelle“ erzählt, der
eine einschlägig belebende Wirkung nachgesagt wird. Nach einem
launigen Bericht in einer Zeitung seien viel zu viele Wiener mit
großen Kanistern dort hingerannt, sodass der Name von der Karte
genommen wurde.
Zwei
extrem gelungene Stunden in der Bergrettungshütte auf dem
Trinkstein, es ist bullernd warm, wir trinken Sekt und essen Samosas,
bis leichte Schmerzen auftreten. S. und H. beschweren sich
durchaus ernsthaft, dass ihre „I sitch di o in da Nocht!“-Szene
nicht ins Buch gekommen ist, die im Schlaf nicht erschlagenen Welpen
T.s aber schon. Ab jetzt meine Lieblingskritik!
Das
letzte Stück des Abstiegs gehen wir einem exakt halbierten Mond
entgegen.
10.11.
Zu lange Gespräche über
die falschen Themen. Ich denke, dass ich ab jetzt eine strenge Diät
halte, in der es mit verboten ist, in Privatgesprächen unter
Freunden die Themen „Nahost, USA und Ukraine“ anzusprechen. Warum
machen Männer das so gern? Umgekehrt
müssen wir Frauen auch mutiger aus unseren Blasen heraus, sonst
reden wir irgendwann nur noch über Samosa-Rezepte, Asanas und
Ayurveda-Frühstücke.
***
Das nächste gute, neue Wort: Pensionistenbrosche
(wenn man sich ab 40 die Oberbekleidung angepatzt hat).
***
Neben
mir eine rotzelnde, nach Fastfoodfett riechende junge Frau, die sehr
intime Probleme im vollbesetzten Zug preisgibt, als gäbe es uns alle
nicht, oder als befände sie sich in einer akustisch abgedichteten
Blase.
11.11.
Wenn
ich mich mit Shakeh noch öfter treffe, übernehmen wir nicht nur die
Literatur im Land, sondern das Land selbst auch gleich.
***
Selten
eine so interessante wie interessiere Person getroffen wie Shila
Behjat. Aber trotzdem kommen nach ihrem Vortrag im Kepler Salon
seitens des Publikums Fragen, bei denen ich mich frage, was sich die
Leute da gerade eine Stunde lang angehört haben. B. muss um
20:58 Uhr die Veranstaltung verlassen, um auf maximalem Umweg
ostentativ alle rund um sich aufzuscheuchen. Nervig sein ist kein
Monopol des Mannes!
12.11.
Ich
gehe schon wieder nicht zu einer Veranstaltung, weil das
schlechte Gewissen mittlerweile das Freiheitsbedürfnis nicht mehr
übersteigt.
Am
Abend blättere ich in ein paar Geo-Heften aus dem Jahr 1995, die ich
doch noch nicht wegwerfen kann. Außerdem wäre schade um die
Erinnerung, dass ein Artikel über die „neuesten“ Erkenntnisse
der Evolutionsforschung noch einen Waschkorb voller empörter
Leserbriefe zur Folge hat. Den Namen Gottes wagt keiner in den Mund
zu nehmen, stattdessen wird darauf hingewiesen, dass die Leugnung der
Schöpfung Ausdruck fortschreitender und gefährlicher
Individualisierung sei.
Der Hund ist der Schöpfung recht gut gelungen
12.11.
Als
Recherche schaue ich „Can't touch this von MC Hammer, weil ich
etwas zum Thema „sakrosankt“ schreiben soll. Logisch, oder?
***
Sierning. In
diesem Nebel sieht jede Landschaft unvorteilhaft aus. Warum zucken
jene nicht aus, die wegen fixer Arbeitszeiten nie zum Wandern kommen?
Mädchenhaftes
Gekicher der Meindlmenscher am prä-, peri- und postmenopausalen
Lesehilfenstand im Café Malu.
13.11.
Der
Bruckner-Uni-Mann hat alles falsch gemacht und wird dennoch von
keinem Zweifel angekränkelt. Die aktuelle Entwicklung gibt auch
wirklich diesen schmerzbefreiten Empathielegasthenikern recht, nicht
uns Zweifelscheißern.
Ich
bin selbst auch gar nicht so schlecht! Mein ratzfatz
hingeschluderter Themenvorschlag für den LinzIMPuls hat den Zuschlag
bekommen (das Kartell darf der LinzKultur was vorschlagen und die
Jury aufstellen). „(Don't) Panic – Lifehacks aus Kunst &
Kultur, um nicht dauernd und zu Recht auszuflippen“.
***
Wie
lange lese ich jetzt eigentlich schon „Dreh den Mond um“
herum? Es ist super, aber auch dicht wie Karamell.
14.11.
Fünfzehn
verschiedene Graustufen der Autos auf dem Hofer-Parkplatz – es ist
die Zeit der Pensionisten und mir.
***
In
England wurde ein KI-Chatbot namens „Daisy“ entwickelt, um
Scammer am Telefon aus der Haut fahren zu lassen. Im Ton einer lovely
little old Lady kann sie die Betrüger bis zu einer halben Stunde
davon abhalten, echte alte Damen um deren Erspartes zu bringen.
***
Im
Wasserwald hat jemand Arschlöcher auf die Plakate mit dem Linzer
FPÖ-Bürgermeisterkandidaten geklebt. Fini verliebt sich in einen zwölfjährigen schwarzen
Schäferhund mit Stummelschwanz. Dem Halter mache ich eine billige
Freude, als ich sage „wie die Herrin, so die Gscherrin“.
***
Endlich
wieder eine Idee, wie ich Möbel umstellen könnte. Unter Mamas
Kasten aus den 60ern liegen Lurche, die schon fast leben und die man
schon fast lieber in den Zoo bringt, als sie einzusaugen. Dazu 10
Groschen und ein „Gettone telefonico“.
15.11.
Der
derzeit aktive Kennedy hat einen Wurm im Hirn – das sagt er
zumindest dem Scheidungsrichter, um dem Unterhalt für seine Ex-Frau
zu entgehen.
***
Amerika
wird gerade entholzt und renaturiert (leider nicht das große,
sondern das Grundstück südlich der Donau, das Ottensheim annektiert
hat).
***
Ich
besuche K. in ihrem neuen Leben, es ist sehr gelungen. Darin
warten abends Katzerl auf die frisch gemolkene Milch.

***
Dann
leider zu viel Bier im MKH, dazu PMS →
16.11.
Sarstein
→ Befindlichkeit
from
hell
in der ersten Tageshälfte. Ich bin ein Trottel, aber was soll's. Es
ist trotzdem schön, bald dringt es in meine benebelte Seele. Etwa,
dass der Schaffner Fini gratis mitfahren lässt, weil ich Dummhirn
das Ticket habe liegen lassen.
Ab
Mittag geht es auch innerlich bergauf, gerade rechtzeitig – schöner
kann ich es heuer nicht mehr haben, das Erlebnis muss lange reichen.
Der Dachstein lässt um diese Zeit im Jahr kein Tageslicht mehr ins
Tal, oben ist T-Shirt-Wetter. Auf dem Gipfel muss ich fast
schluchzen, so schön steht das Tote Gebirge Spalier.
17.11.
Ganslessen
mit der Neigungsgruppe. Noch nie waren wir so viele, und noch nie
haben wir einander in einem Jahr so selten gesehen. Wir sprechen über
Altersvorsorge mit Kryptowährung, frühe Pubertät und körperliche
Verfallserscheinungen. Seit
wann hat man all diese Gelenke!?
***
Wegen
zu viel Weißweins intensiv von der Fortsetzung des Brucknerfilmchens
in Bad Aussee geträumt. Nie
kommt mein Einsatz, ich muss irgendwo im Auto schlafen und habe kein
Reservegewand mitgenommen. Ich verlottere rasant und werde auch bald
entsprechend behandelt, während der Austrofred immer stärker hofiert wird,
weil er nicht so stinkt wie ich.
19.11.
Ein
Semiotiker hat ein 500-seitiges Werk über ABBAs „Fernando“
verfasst. Immer wieder fasziniert es mich, wie viele und wie wenige
Gedanken man sich über dasselbe Phänomen machen kann.
***
Das
ist ungefähr der Plan: So viel Schönes sehen, dass man sich darin
zurückziehen kann, wenn Zeit ist (und es draußen schiach ist).
***
Wien
Es
kommt nur eine Person, die ist dafür aber sehr lieb. Wir
tun trotzdem so, als sei das eine Lesung, denn es soll ja ein
Podcast-Beitrag werden. Zwischendurch vergesse ich, dass wir quasi
allein sind. Danach gehen wir ins Café Engländer, wo der Kellner
mir seine große, teure Uhr unter die Nase hält, ich checke lange
nicht, dass er Hundekeks in der Faust hält, die er mir geben will.
Wir reden über unsere extrem religiösen Großmütter, fast wie ein
spiritueller Battle Rap, wer die ärgste hatte. Eine jede fast
exotisch in ihrer Glaubensstrenge.
M.
hat übrigens aufgehört, auf Hochzeiten Querflöte zu spielen, weil
sie beim Ja-Wort immer weinen musste – was bei Blasinstrumenten
doppelt blöd ist (aber liebenswürdig, mich rührt das auch jetzt noch beim
Niederschreiben).
Dann
schnell heim. Fini soll noch im kleinen Park am Stubentor ludeln,
aber ringsum flitzen so viele Ratten neben ihr durchs Gebüsch, dass
sie sich nicht konzentrieren kann. Ein älterer Mann bleibt dann in
der U3 neben mir stehen, um Fini sein Lob auszusprechen. Erst spät
erkenne ich seine Sprache als Deutsch, wahrscheinlich erzählt er mir
sehr Interessantes, ich ahne etwas von Deutschen Schäferhunden an
der bulgarischen Grenze, aber es ist zu schwer.
20.11.
Markus
Reindl hängt dem freundlichen Irrglauben an, ich sei immer gut gekleidet, „vom
Frack abwärts!“ Er hat keine Ahnung, wie weit es hinunter gehen
kann. Ich oute mich, dass ich heuer schon zwei Menschen mit meinen
Outfits zum Weinen gebracht habe (im alten Gewand des Vaters).
***
Beim
hektischen Versuch, das seit Tagen liegen Gebliebene in 47 Minuten aufzuarbeiten
plötzlich die Illusion, in einem anderen Zimmer zu sitzen.
***
Die
Rollenverteilung in der waschküche: „Dominika isst zaum.“ „Wos
üwableibt, gema da Dominika mid.“
21.11.
Poesie in Wels:
Ordination: „Daun lossn's des ohne Wirkstoffe weg.“
***
Beim
Spazieren erzählt der Revierzuständige von einer Sensation – ein weißer Bock am Edramsberg! Kein Albino. Er habe alle
anderen Jägern gewarnt, ihn zu „entnehmen“, „da könnt ihr
euch das Datum in eure Gewehre kerben – ein Jahr später seid ihr
tot!“ Von seinen Artgenossen sei das Böcklein gemobbt worden,
einfach weil es anderes aussehe. Er habe sogar schon den Bock
geschossen, der ihn besonders bedrängt habe.
22.11.
Weil
der Alkohol vom Wochenende offensichtlich am Freitag endgültig aus
dem neuronalen Netzwerk ausgeschlichen ist, bin ich an diesen
Vormittagen oft richtig synapsig.
Diese
Frucht möchte als Wein gelesen werden.
Meditieren
mit Tieren misslungen, Fini ist zu unruhig
***
Bei
der Lesebühne fordert Buttinger zwei Mal zur Entnahme von Donald
Trump auf. El Hotzo wurde dafür rausgeschmissen, wir applaudieren
eifrig.
23.11.
Samstag
Immer
wieder wollen Pläne aufkommen, bis mir einfällt, dass ich eh nur
einen Tag Wochenende habe, also wieder lesen und scrollen.
Bild
„Verschiedenes“: Hier wird eine sehr, sehr kleine Zielgruppe
angesprochen. Viel Glück!“
24.11.
BuchWien
Im
Zug späte Eltern mit einem Kind, das auf dem Tisch sitzt und nur
über eine Handy-App kommunizieren kann. „Marille! Aprikose!
Aufschnittwurst! Leberwurst!“
Der
Moderator nimmt den Roman und bricht ihm den Rücken,
damit es gut steht für die Kamera. Ich fühle den Schmerz im eigenen Kreuz. Ein Schild, das es so nur in Wien geben kann:
Austrofred
lobt seinen Verlag Czernin, „weil der nicht so viel sudert“.
So
richtig will sich die Zug-Euphorie nicht einstellen, obwohl fast
alles klappt. Es ist halt zum Brechen voll, und neben mir steht ein
Rudel junger Norddeutscher, die rotzeln und jeden Satz zwanghaft mit
„Digga“ beginnen.
25.11.
Kaiser-Mühlecker
gewinnt den Buchpreis, antwortet trotzdem in weniger als einem Tag
auf die Anfrage, ob er nicht in Wels lesen wolle (getippt am 6.5.,
einen Tag, bevor das tatsächlich eintritt).
***
Im
Windschatten ist es fast warm. Noch einmal ein großer
Sonnenuntergang am Donaustrand (die eh das ganze Jahr über zu sehen
sind, besonders im Winter).
***
Irgendwo
hinten im Sendergedärm kann man der Schweizer Garde live beim Beten
des schmerzerfüllten Rosenkranzes zusehen.
26.11.
Bei
Gelegenheit nachdenken über die aktuelle Renaissance des
Mittelalters als Meme-Steinbruch (was ist sehr begrüße).
***
„Auf
Spatzen spucken macht auch nicht satt.“ Richard Wall im WillyFred,
„Herbstlese“.
27.11.
Ein
Nebel, der auch ohnehin schon graue Autos mit einem Schmutzfilm
überzieht, in dem der Hundsdreck dampft und der einen bis ins Haus
zu verfolgen scheint. Schwer ist der Beruf an so einem Vormittag.
***
Experiment
Literatur, Abschiedslesung Stadtschreiber. Tex sträubt sich
erfolgreich dagegen, auch nur einen einzigen Satz zu lesen, ich weise
ihn darauf hin, dass das eine Buchpräsentation sei. Er beschwert sich, dass ich das zahlreich gekommene Volk von Wels mit
Keulen auf den Büchertisch hinweise, dabei müsse man das „mit
Wattebäuschen!“ machen. Alle Bücher werden gekauft. Rubinowitz
behauptet, das Buch auf Drogen geschrieben zu haben, Buttermilch und
Tuc-Kekse, zu einem Klumpen im Magen vergoren. Historisch
notierenswert Buttingers Resümée: „Heute hast du dich wirklich
nicht verschnattert, Meindl.“
28.11.
Der
fünfte Abendtermin in Folge. Ab wann dürfte ich absagen? Aber
PostSkriptum macht halt nur einmal dicht. Immerhin ist Chris
Hüttmannsberger wieder da. Er erzählt, er habe einmal einen Slam
gewonnen, bei dem jemand zuvor quasi auf die Bühne gekackt hatte. Heute kackt niemand auf die Bühne, auch der Hund nicht (Foto: Coala).
Mit
dem Poetry Slam und mir wird das nichts mehr, war's auch noch nie.
Wieso bedeutet es den Menschen so viel, Bewertungen ins Gesicht
gehalten zu bekommen / anderen Bewertungen ins Gesicht zu halten?
Außerdem reiße ich schon wieder nichts, grad halt, dass ich nicht
Letzte bin. Natürlich wären mir die Trauben zu sauer gewesen.
***
Coala
hat mir Snacks aus Japan mitgebracht, etwa Makrelenchips in einer
„Fischhaltefolie“, die sehr, sehr grauslich schmecken, aber das
sei gut für die Synapsen.