Montag, Mai 26, 2025

Botanische Besachwalterung: Die 11 schlechtesten Garten-Tipps der westlichen Welt

Hier zu sehen der Versuch, eine Wildschweinsuhle im naturnahen Garten anzulegen. 

Als unlängst die Autorin Barbara Frischmuth verstarb, sah man die „passionierte Gärtnerin“ in ihrem Altausseer Blütenmeer liebevoll an Blümchen zuppeln, mit reinweißen Fingerkuppen und sterilen Nägeln. Schon alleine deswegen möchte ich in den kommenden 40 Jahren noch nicht sterben, um derlei Peinlichkeit zu vermeiden. Wenn die Gemeinde Wilhering auf die Schnapsidee kommt, mein Grundstück als „Dichtergarten“ zu vermarkten, wird mich die Scham noch Jahrzehnte überleben. Ich muss in meinem „Garten“ aufpassen, nicht von Löwenzahnsamen befruchtet zu werden, vom Kirschlorbeer deprimiert, vom Giersch verhöhnt, vom Efeu umschlungen. Antiautoritäres Gärtnern. Die Pflanzen dürfen selbst entscheiden, wo sie sich hinentwickeln wollen, und deswegen wachsen sie mir über den Kopf. 

Trotzdem hier meine Gartentipps! Es lehrt ja auch das schlechte Beispiel. 

1. Sämtliche Ausgaben bei Bellaflora und Lagerhaus von der Steuer absetzen, als Sonderheilmittel „Ergotherapie“. Bei Kontrollen des Finanzamts angeben, dass man im Dreck wühlen müsse, um Totschläge zu vermeiden. #mentalhealth #meindlhealth

Apropos: 2. Wenn es doch passiert, dass man zufällig Donald Trump oder Vladimir Putin Radieschen naschen sieht, Augen zu und durch, und zwar in der Mitte, die spüren das eh nicht, wenn man es mit einer scharfen Gartenschere macht. Und es ist ja der eigene Grund und Boden, da kann man tun, was man will. Aber kein Schneckenkorn verwenden, das tötet Despoten nicht zuverlässig, wohl jedoch Nützlinge wie Tigerschnegel und Weinbergschnecken.

Tipp 3: Die Leichname von Erzfeinde gehören an sich in die Tierkörperverwertung, weil so ein menschlicher Leib voller toxischer Schadstoffe ist. Ich rate dennoch zur Entsorgung im eigenen Garten, z.B. als Füllmaterial im neuen Hochbeet (Wühlmausgitter drunter nicht vergessen), denn eine lebenslängliche Haftstrafe schadet dem Garten noch mehr, wer gießt dann 25 Jahre lang die Hortensien?

3a. Toten Trump eingraben, geschützte Pflanzenarten draufsetzen, dann können die Behörden wegen Naturschutz nicht mehr ermitteln. 3b. Garten als Friedhof anmelden, um Grundsteuer zu sparen.

4. Sich im eigenen Garten bestatten lassen, entweder im Mausoleum oder im Hügelgrab mit individuell abgestimmten Grabbeigaben, das ergibt ein Hallo bei den Archäolog*innen der Zukunft! „Whoa schau, des muass a mächtige Frau gwesn sei, des is a rot-weiß-rote Schärpn!“

5. Wenn man einen Putsch plant, zur Übung das Erdbeerland annektieren und eine Teilnahme am Songcontest verlangen, diplomatische Vertretungen in aller Welt, EU-Antrag stellen, Fußball-Großevents an Land ziehen. Über die Normalisierung der Verhältnisse Fakten schaffen.

6. Bohnen nur zwei Zentimeter tief in den Boden legen, dazu Kukuruz als Rankhilfe, Kürbis ist ein Starkzehrer.

6a. Wer keinen eigenen Garten hat, bitte das Matriarchat unter meiner Herrschaft unterstützen, um die reichsten 5% zu enteignen und deren Liegenschaften fürs Volk zu parzellieren.

7. Wenn der Garten scheiße aussieht, so tun, als wäre man Andre Heller und wolle der Region einen Zaubergarten der Magie schenken, damit die Menschen in sozial erkalteten Westen das Staunen wieder lernen können. Die erhaltenen 34 Millionen Kulturförderung zum Maschinenring tragen, da geht sich evtl. der Vorgarten aus

8. Freunde mit Rasenmäherroboter regelmäßig ächten bzw. Bilder von zerhäckselten Igeln schicken. Laubbläser NICHT kaufen. Einfach nicht.

9. Vorgarten unter Schotter und Kies ersticken, wenn man nicht mehr so viel Arbeit haben will und keine Angst davor hat, für deppert gehalten zu werden. Mit alten Bergschuhen dekorieren, aus denen lustige Sukkulenten wuchern. Damit hält man auch verlässlich genäschige Lebewesen vom Anwesen fern, mich z.B.

10. Bei der OÖN-Gartenwahl teilnehmen und nach verdienter Niederlage in einem weinerlichen Facebook-Post darüber klagen, dass dieses Scheiß Land seine Kunstschaffenden erst ehrt, wenn sie einmal tot sind!!!!

11. Apropos: Einfach aufgeben und eins mit dem Erdboden werden, sich von Rosenkäferengerlingen fressen lassen, so wird aus dem schlaff gewordenen Leib wieder was Schönes. #upcycling

Freitag, Mai 16, 2025

Do I am?

Das hier ist keine Homepage, das oberste Posting stammt quasi aus dem Mesozoikum. Neues erscheint nur im Verborgenen, irgendwo weiter unten. Aber lasst euch nicht stören, das hier ist nichts weiter als eine Text-Verschenkungs-Plattform.

Mittwoch, Februar 19, 2025

Dad Jokes vom Horrorclown. Neue Dekrete

Ein Text für die Februar-Lesebühne:

Der Fasching bietet Gelegenheit zur Triebabfuhr: Endlich das schwere Joch der Vernunft abwerfen und richtig zum Tier werden! Das System sprengen und sich selbst im Suff das Augenlicht nehmen! Teilzeitnihilismus!

Bin ich die einzige, die derzeit das unangenehm satirische Gefühl hat, dass wir die Eltern sind und die Politiker die ungezogenen Kinder? Die Herrschenden rebellieren gegen uns. Derzeit ist es verflucht schwer, Satiren zu schreiben. Wie soll man die Realität noch überhöhen? Oder besser: unterbieten? Ich meine: Trumps Dekretflut am ersten Tag, in einem Habitus, der zweifeln ließ, ob er überhaupt gut genug schreiben könne, um seine eigene Unterschrift zu schaffen, geschweige denn lesen zu können, was für einen Schmarrn er da unterschreibt. Die Tage seit Trumps Inauguration wirken so, als habe das US-amerikanische Franchise der Original Lindsey Vorte die Scripted Reality in die Weltpolitik geschmuggelt.

Aktuell kämpft Trump für die Wiedereinführung des Plastikstrohhalms. DAS sind weltbewegende Anliegen des leider mächtigsten Mannes der Welt! Putin und Selenski sollen sich die Hand geben und „tschulligung“ nuscheln. Den Gazastreifen will Trump in eine neue Riviera verwandeln, sind ja lauter Top-Strandlagen dort. Was noch? Ein Disneyland Ost in Tschernobyl? Grönland annektieren, mit Heizpilzen erwärmen und mit Maisplantagen überziehen? Wenn er den Panamakanal hat, dann den Donaukanal, den Youtube-Kanal der OLW?!

Meine Analyse: Die Autokraten werden wieder bunter, grauer Büromausstyle à la Scholz-Merkel-Stocker ist out. Regimemäßig geht der Trend zu Fashio-FAschismus, also vintage. Es wird wieder Michael-Jacksonischer, Gaddaffi Duckiger. Als Petra Filzmayer der Despotie weiß ich, warum der Volkskanzlerkelch an uns vorüber gegangen ist: Kickl kickt nicht, er ist keiner, der herbärt, er hat keine main character energy, zu grau, zu viel Nagetier-Vibe, keinen Sex, keine Aura, kein Sigma-Typ. Toxisch, aber nicht männlich. Man setzt mit ihm auf ein zu kleines Pferd.

Zurück zu Trumps Dekreten – ich habe ihm folgende Anliegen mit Schwerpunkt Linz-Land bzw. „Dominika Meindl“ untergejubelt, der Depp hat's blanko unterschrieben!

  • Meine Postings sind fürderhin jubelpersisch zu kommentieren, also „lieb gesagt!“, und nicht „Dachte du bist Feministin, warum lässt du dich vom Hallstätter Bürgermeister würgen“ oder „Du hast sehr tiefe nasolabiale Falten!“

  • Österreich steigt sofort aus der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer aus, sucht euch einen neuen Staat, ihr Standortfetischisten

  • Frau Schmitzberger, ist es ab sofort untersagt, mir immer so neugierig in den Garten zu spernzeln

  • Konjunkturmaßnahme Bauwirtschaft: Errichtung eines Entlastungshallstatts beim Autobahnknotenpunkt Haid

  • Sofortige Einführung einer Qualitätsmedienförderung, sofern diese den Namen „Elon Musk“ nicht erwähnen

  • Ab sofort ist es bei Todesstrafe verboten, dass nahe Angehörige sterben – analog dazu sind sämtliche Biolog*innen dazu angehalten, daran zu forschen, die Lebenserwartung von Hunden zu verfünffachen

  • Kriese darf ab jetzt mit langem i geschrieben werden, und orthographisch ebenfalls dem eigenen Ermessen übergeben werden: Terrasse, Komitee und Karussel. Das ist die Rechtsschreibung, die das Land braucht.

  • Extreme Zölle auf unnötige Importe wie Dubai-Schokolade, K-Pop, Kim-Kardashian-News, Fracking-Öl, demokratiefeindliche Arschpopulisten, Gulaschdiktatoren, Genua-Tiefs, After Eight, Tesla-Trucks, Vogelgrippe

    Es ist ab jetzt generell verboten, oasch zu sein. 

Montag, Februar 03, 2025

Du steckst nicht im Overtourism, du BIST der Overtourism. Bittersüßes Südtirol

Man hatte mich nach Bozen eingeladen, um über Overtourism zu sprechen, und ich wusste, dass ich den Leuten hier nichts Neues erzählen würde, wenn ich von Hallstatt spreche. 

Bei der Anreise überraschte mich meine Aufregung angesichts der Landschaft, die sich ab dem Brenner verstärkte, obwohl man hier wohl auf der Autobahn zwischen Sterzing und Brixen durch den hässlichsten Teil Südtirols muss. Ich erzählte lauter alte Schnurren von den alljährlichen Urlauben im Villnösstal, von den Bergtouren auf das Zuckerhütl und den Sas Rigais. Wir beschlossen, bei der Heimfahrt den reality clash in St. Maddalena zu riskieren, dabei wusste ich, dass man nicht mehr einfach über die Wiese hinüber zur Ranui-Kapelle gehen durfte, weil der Ort zum instagrammable spot auf der bucket list der everywhereists geworden war. 

In Bozen ging ich ins Ötzi-Museum, natürlich, das stand ja auch auf meiner bucket list, denn nur weil ich zu einer Lesung eingeladen war, änderte das nichts an meinem Status als Touristin. Zu meiner Überraschung war fast nichts los, eine Mutter mit Kind schaute durch das kleine Fenster, das Kind meinte, der tote Mann glänze wie Speck. Ich war dann auch überrascht, dass mich der einsame Tote rührte, aber ich war auf eine gute Art dünnhäutig hier. Und die Ähnlichkeit des rekonstruierten Ötzis hört nicht auf, mich wegen seiner Ähnlichkeit zum Vater zu erstaunen.

Später erzählten mir die Veranstalterinnen, dass es absolut ungewöhnlich sei, einfach so ins Museum spazieren zu können, es gebe nur noch zwei, drei tote Wochen in Bozen, an allen anderen sei die Stadt voller Deutscher, Russen und Amerikaner; die Schlangen am Eingang und vor der Mumie elendslang. 

Die Lesung im Literaturhaus war denn eine reine Freude, ich war wieder einmal erleichtert, mir den Roman doch herausgeschunden zu haben, denn es gibt bestimmt kein anderes Umfeld, in dem so liebenswürdige Menschen arbeiten. Mein Hochstapel-Gefühl wird sich wohl noch lange nicht legen, aber das ist keine schlimme Qual und eine andere Geschichte. 

Am nächsten Tag fuhren wir durch das Villnößtal, ich war froh, nicht am Lenkrad zu sitzen, so sehr musste ich schauen. Die Eltern waren schon als ganz junge, mittellose Leute in den 1960ern hergekommen, von Beginn an immer an denselben Ort, und jedes Jahr endeten die Tage "am Ranui" mit der Vorfreude auf die Wiederkehr. Ich selbst war zuletzt vor zehn Jahren hier gewesen, eine letzte Reise mit dem Vater, der lange mit den Altbauern sprach; alle freuten sich. Meine jüngere Schwester war dann vor einem Jahr hier gewesen, von ihr wusste ich vom Drehkreuz und der zu erwartenden Entzauberung. Es war ein schöner Sonntag, der Andrang nicht stark, aber die Entfremdung deutlich. Das ist nichts Ungewöhnliches, keinem Ort glücklicher Kindheitstage bleibt sein Zauber.

Natürlich machten wir Fotos, natürlich achteten wir darauf, keine anderen Touristen draufzuhaben. Die freundliche Köchin hatte uns empfangen, es sei niemand da von den Betreibern des Hotels. Ich war erleichtert zu hören, dass die Altbauern noch lebten. Wir hinterließen Grüße und fuhren nach Hause in den ekelhaften Hochnebel. Wir waren keine Stunde hier gewesen.

Zuhause postete ich einige Fotos, und schrieb "völlig unterschätzt, wie sehr mir Südtirol gefehlt hat", was ja stimmte. Der gute Jörg Zemmler kommentierte recht sarkastisch, ich fühlte mich missverstanden, aber dann sah ich erst das Video, das er von seinem Fenster aus gemacht hatte: SUVs rollen Stoßstange an Stoßstange in Richtung Seiser Alm, jedes nicht-touristische Leben lähmend. Er hatte völlig recht.

Hallstatt ist klein, man entkommt dem Overtourism schnell wieder (wenn man nicht dort lebt). Wohin man sich in Südtirol zurückziehen soll, erscheint rätselhaft. Als Autorin möchte ich sehr, sehr gerne wiederkommen, als Touristin sollte ich es von jetzt an gut sein lassen.

Mittwoch, Januar 15, 2025

Death Cleaning. Wenn man nicht einmal im eigenen Haus noch Herrin ist (nur noch ein Gespenst)

Unbegrenzt ist meine Vorstellungskraft nur, wenn es um neue Sorgen geht. Derzeit male ich mir lebhaft aus, was passierte, würde ich als Geist in meinem eigenen Haus übrig bleiben. Im Grunde kaum anders als jetzt, nur dass ich der Meinung bin, dass meine Schwestern noch leben und ich auch - aber was weiß man schon Genaueres? Vielleicht stelle ich mich ja lebend wie ein umgekehrtes Opossum. Und schließlich gibt es das Cotard-Syndrom; wer davon befallen ist, leidet unter der quälenden Überzeugung, tot zu sein, aber niemand nimmt einen ernst. Gibt es Geister, gibt es auch die Möglichkeit, dass sie ein umgekehrtes Cotard-Syndrom entwickeln. Sie halten sich für lebendig, sind es auch irgendwie, aber ohne Materie. 

Das führt freilich auf dünnes Eis, aber 1. bleibt die Todesgrenze ein Mysterium und 2. schauen Leute ja auch gerne Filme wie "Kindsköpfe" zwei, sie sind immer noch auf X und mögen After Eight, man kann uns Menschen also mit dem blödesten Unfug behelligen. 

Ich stelle mir also vor, dass meine Familie in Gespensterform wiedervereint durch das Haus strolcht. Die Eltern haben mir vergeben, dass ich ihre Reisebildbände entsorgt habe, wir Schwestern zanken um das beste Zimmer, aber nur aus Respekt vor den Traditionen, wir können ja durch Wände gehen. Privatsphäre muss ganz neu verhandelt werden. 

Die Nachbarn vermissen uns, weil wir nette Leute waren, sie schneiden alle Hecken ab, die auf die Straße hereinwachsen und glauben manchmal, dass sie die Eltern lesend im Wintergarten sehen, aber das ist wohl nur eine Einbildung. Zu Silvester, behauptet einer, sei ein blecherner Farbkübel hoch in die Luft geflogen, mit lautem Knall, er schwört, niemand habe einen Schweizer Kracher drunter gelegt! Niemand von den Lebenden, es war der freundliche Knall-Spuk des Vaters. 

Aber da! Eines Tages stehen neue Leute mit dreckigen Schuhen im Haus, sie sagen "Ui, so viel dunkles Holz!" "Der Zeitstempel ist deutlich zu sehen!" Aber auch "die Bausubstanz ist gut". Die Maklerin sagt, es habe eine recht ordentliche Familie hier gelebt, etliche geisteswissenschaftlich gebildet, aber viel zu früh verstorben. 

Und so weiter. Soll ich darüber einen Familienroman schreiben, in dem wir hilflos versuchen, die Neuen zu vertreiben? Das ließe sich entweder zuspitzen, es kommt zum Endkampf gegen wohlstandsverwahrloste Windkraftkritiker und Volkskanzlerfans. Oder sie sind nett, sie spüren das Unheimliche im Haus, dann rufen sie eine Schamanin, die will aber nur ihr Geld, wir Geister kippen ihr mit vereinten Kräften Katzenpisse ins Genick und so weiter und so weiter. 

Unernst gemeinte Zuschriften bitte an den Verlag!

Mittwoch, Januar 01, 2025

Tage, die in Wut und Freude wie Zeitungspapier verlodern

Lebenskrimskrams im Dezember 2024

2.12.

Auf der Hohen Nock, zum Antritt der Strohwitwenschaft. Auf der Couch dann Blödfernsehen, Orgien der Unwahrscheinlichkeit.  

3.12.

Der Hund würdigt den kalten, nassen Garten bis 12:30 Uhr keines Blickes. 

Blödgewandertes Tier 

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Die Anti-orf.on-Kampagne der OÖN macht mich unrund. Warum so viel mehr Energie gegen den ORF seitens der strauchelnden Printmedien als gegenüber den ganzen Datenkrakenmedien, die an ihnen saugen?

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Nur ein Termin (und das Massage). Der Tag verlodert wie Zeitungspapier im Feuer des Kachelofens.

Hängen geblieben beim Versuch, nur schnell zu schauen, ob auf allen vier „Sponsion '04“-DVDs dasselbe drauf ist. Mir selbst beim Grimassieren zusehen zu müssen ist unangenehm, aber da kommt der Vater ins Bild, zwei Jahre jünger als Klaus jetzt. Ich fasse unter das Pult und hebe Flo hervor, der gerade zwei ist. Später hält der Vater eine seiner lustigen Reden – am Nebentisch sitzen Mama und Oma, ich selbst zwischen zwei einst extrem guten Freundinnen, die mich heute nicht mehr mögen.

In den vergangenen 20 Jahren war viel Zeit für Verluste, was man ungern vor Augen gehalten bekommt. Ich beginne zu ahnen, was das für die späteren Jahre bedeutet, wenn dich allmählich das Gefühl beschleicht, dass alle schon tot sind. Es ist banal und trotzdem schwer. 

Dann noch eine DVD über das Festival der Regionen 2013, da sitzt Bodo Hell mit uns auf der Bühne.

4.12.

Kurzfristige Wut-Attacke angesichts des Überbordens meiner Admin-Tätigkeiten, zum Glück bewahre ich nach außen hin die Fassung. Und nach fünf Minuten mit den sehr lieben AI-Gstanzl-Damen + Flip kehrt mein Glaube an das Gute und den Sinn meiner Arbeit zurück. Denn:

Aufnahmen im Texta-Studio – vor 15 Jahren wäre ich nach einer Prophezeiung ausgeFLIPt (pun intended), aber nachdem ich die Realität mittlerweile besser kenne, weiß ich, wie wenig ich hier rhythmisch anzubieten habe („Wos mochsd du do?“ fragt Herr Kroll freundlich nach meinem Versuch, zu paschen). 

Foto: Christian Biemann 

5.12.

Die Sonne ist besonders im Dezember extrem willkommen, aber muss sie mir nach so langem Warten gleich uncharmant die Verstaubtheit des Wohnzimmers vor Augen halten?! #zuehrlichegaeste

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Karriere-Highlight: statt dem LH die Landesgartenschau eröffnen (er macht's eh, aber er kann nur einen Tag vorher). [Nachtrag Mai: Nein, eher kein Karriere-Highlight.]

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Wie erstaunlich die Lebensverbesserung, nachdem ich Fini gezwungen habe, mir ihre Wurfobjekte in die Hand zu geben (was ihr extrem viel Disziplin abverlangt, wie ein Junkie, der vor dem Schuss 20 Liegestütz machen muss).

6.12.

Jeden Morgen müsste ich mit mir selbst eine Zielvereinbarung treffen.

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Ein Landregen, schwer wie Blei, hoffentlich bindet er mich ans Büro wie eine dieser schweren Beruhigungsdecken.

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Erst jetzt ist das Video vom Pataphysischen Orchester fertig geworden – es wirkt, als schmeichle ich mich innig an die Geige, um mein Versagen durch Zärtlichkeit zu entschuldigen, gleichzeitig versuche ich alles durch mühsam unterdrückte Kraftanwendung auszugleichen.

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Buttinger, Bier, Singapur (Nr. 65, bitte), heute-Show #bliss

7.12.

Mit Coala über das Warenangebot der Metro spotten: Was ist ein Chafing-Automat, warum kosten beleuchtbare Spatzen so viel, wer kauft 500 Nieten? Zur Strafe wird uns der Whiskey doppelt verrechnet, wir müssen beim nächsten Besuch eine Flasche stehlen. 


9.12. INNSBRUCK

Im Zug tippen fühlt sich immer noch so an wie Büro spielen. 

Die Landschaft ist in einer Vegetationsphase gefangen, die darum bettelt, endlich vom Schnee überdeckt zu werden.

In der Wagnerschen Buchhandlung ist eine Auslage mit den Bergbüchern und dem meinen geschmückt. An sowas möchte ich mich noch lange nicht gewöhnen. Wie auch an diesen Wellnesstag im Hotel. Notierenswert: aus eigenem Antrieb in die Sauna gegangen, weil „Dress on“. Die Faszination Sauna erschließt sich mir nicht, man kann weder lesen noch jausnen drin, außerdem ist es sehr heiß. 

Das literarische Hausquartett hat zwar im Vorhinein viel Arbeit gemacht (Geiger und Müller-Wieland lesen), aber jetzt sehr viel Freude. Nachher bekennen Andrea Wieser und Reinhard Sila, dass sie ein permanentes kleines Schuldgefühl hätten, weil sie nicht jeden Sonntag in die Berge gehen. Ich biete Absolution an, meine es aber nicht ganz aufrichtig. 

Renk und ich beschließen, Martin Fritz morgen beim "Mountain Day" live zum Wadlvergleich aufzufordern („Hose rauf!“).

10.12. IBK

Die Schwestern kriegen hier Dinge gekauft, die auf der Rechnung gute Namen tragen: „Mini Körnerkissen Dackel“, „Ausstechform Otter“, „Ausstechform Pudel“, „Anhänger Karpfen“, „Ornament Yeti aus Wollfilz“.

Es ist immer noch ungewohnt, in einer touristisch beliebten Stadt zu sein.

Den Wadlkampf völlig verschwitzt, Sieg verschenkt!

Robert Renk hat schon einmal eine Douglas-Adams-Lesung organisiert.

Schönster Moment: Alle lachen sehr über unser Mesozoikum-Video.

Jetzt freu ich mich schon ein wenig aufs Nicht-Trinken, aber noch geht’s ganz gut.

11.12.

Im Zug nach Hause. Zwei ältere Damen: „Kaunsch wandern gehen?“ „Nur des Notwendigschte.“

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GAV-Lesebühne. Größter "Lacherfolg", wie ich Viktor Orban noch mehr Aufdunsung wünsche (Bladaton-See).

12.12.

Udo Huber hat einen Sohn, der Quantenphysiker ist.

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Ein für meine #mentalhealth sehr erforderlicher Tag inkl. Sonnenlicht. 

 13.12.

Stolz erzählt G. von seinen drei neuen Kolleginnen, die keine Sekunde ihres jungen Lebens darauf verschwenden, sich bei der Weihnachtsfeier die alljährliche doofe Mundartlesung des Kollegen aus falscher Höflichkeit anzuhören (es brennt der Kasten mit der Schwiegermutter drin and the like).

14.12.

Ein Hexenschuss trifft mich beim Bouldern, aber weil ich 12 € Eintritt gezahlt habe, bringe ich das Training zu Ende. #weekendwarrior #muehlviertlersparwahn Die jungen Männer im Trainingseck schauen mir verstohlen dabei zu, wie ich mich stöhnend vom Boden zu erheben suche.

15.12.

Ein sehr unbequemes puppy bath in Linz (Fini schnappt nach Steffi, beide auf meinem Schoß), aber ich nehme, was ich kriegen kann.  

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Kreativitätsrezession #dunkelflaute

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Wien, Kulisse

Es ist bummvoll, und ich versuche mir einzubilden, dass das Volk meinetwegen gekommen ist (wahr ist eher das Gegenteil). Fini versagt bei der Einbindung in die Bühnenshow, sie drängt sich ängstlich an mich, während ich vom Hexenschuss berichte (für eine neue Religion wird's nicht reichen). Ich lasse alles Mögliche aus, damit ich ja die vereinbarte Zeit nicht überschreite. Peter Pilz nimmt am Ende des Abends alle frei gebliebenen Minuten und predigt 45 statt 10 Minuten zum leicht ermüdeten Volk. 

Dann Alkohol in schmeichelhafter Gesellschaft. Es gibt jetzt einen für derlei Aktivitäten wirklich brauchbaren Zug nach Mitternacht (bis dahin kann man leicht viel zu viele Biere trinken).

 Gatte 1, bin immer noch sehr zufrieden mit diesem Familienstand

16.12.

Präapokalyptische innere Zustände in der Plus City, dabei ist es äußerlich überhaupt nicht arg. Die Macht der Mutter in mir wächst. Der Vater hätte ja jemanden zum Einkaufen geschickt.

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Trotz manifester Übernachtigkeit und letzten Kreuzschmerzen leichte Manie, weil mein nächster öffentlicher Auftritt am 22. Jänner ist. <3 Vielleicht wird mir das zu lang, ganz gewiss werde ich das aushalten. Jetzt darf ich vier Wochen lang lesen, was ich will.

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Freud und Leid des mittleren Alters – man muss sich von allzu exaltierten Bewegungen trennen (Bouldern), dafür wächst die Freude an alltäglichen Lieblingsorten. Als ich das ins Facebook schreibe, bekomme ich sehr viele Fitness- und Ernährungstipps, aber so ist das in Boomer-GenX-Medien mit Männerbeteiligung. 

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Buttinger repariert einen winzigen Schaden im Parkett mit maximalem Aufwand, das ist seine love language.

17.12.

Die Freiwillige Feuerwehr schickt eine Rechnung über 1800 €, ich dachte, die machen das freiwillig!? Andererseits sehr vorbildlich, ich schicke noch schnell allen mich ins Ehrenamt getrickst habenden Institutionen sowas.

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Nach fünf Jahren im Einsatz darf der Frack jetzt endlich in die Reinigung. Ich male mir aus, wie er in warmes Wasser getaucht wird, welche Moleküle herausgewaschen werden. Ein Tee aus Lesebühne, Republiksrepräsentation, Hendlbraterei.

18.12.

Die Sonne schält sich ambitioniert aus dem Nebel und ALLE GESCHENKE SIND ZUHAUSE.

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Im Fressnapf.

„Schau Fini, do san jo de Damen!“

„Mia san goa ned do.“

„Nur körperlich.“

„Des reicht uns. Gaberten Sie bitte dem Hund wos Guads?“

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Wie schön, die schreibkraft druckt meinen Text, aber ich habe völlig vergessen, was ich für die geschrieben habe. 

Wenigstens weiß ich derzeit noch, was ich für die schule der dichtung geschrieben habe ("ryan reynolds gebumst")

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Pascale Osterwalder hat mich ungemein für sich eingenommen, allein schon, weil sie mir ihre Bücher mit der Adresse „Raika-Sumsi-Land“ schickt. Mehr noch durch ihre augenscheinliche Sorge, dass auch die Dinge ein Seelenleben haben und sich darüber kränken, schnöde verbraucht zu werden.

19.12. 

Schmerzliche, aber erträgliche Einsicht: Eigentlich kann man aus jedem Text ohne Verlust „ich“ streichen.

20.12.

Buttinger kommt für eine halbe Stunde vorbei, als hätten wir eine Affäre.

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Ab heute heuer nicht mehr abstinent.

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In einer Literaturzeitschrift erscheint ein Schwerpunkt zum Herausgeber der Literaturzeitschrift.

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Auch ohne Erwerbsarbeit innerer Druck, es ist also wurscht.

Wie fühlt sich ein Dasein ohne innere Drangsal an? Wie es aussieht, kann ich mir vorstellen. S. Abb. 1

21.12.

Schnupfen im linken Nasenloch gesellt sich zum abklingenden Hexenschuss, um mich freundlich ans Abgeben zu erinnern, heuer zahlt sich eh nichts mehr aus. Nur noch Weihnachten schaffen und dann bettlägrig sein.

22.12.

Die Annen kommen zu Besuch. Wir bauen dem Buben aus venezianischen und römischen Palazzi eine Höhle, wir nehmen das Bier mit rein, um unser Erwachsensein zu feiern.  

23.12.

Heute besonders milde Gaben von der Donau, als wüsste sie, dass die Feiertage bevorstehen. 

Da draußen im eigentlichen Leben liest gerade jemand mein Buch am Strand (nicht an der Donau).

Es ist schon eine Errungenschaft, dass ich mit Coala Meindl-Yoga schaffe (ich will nicht angeben, aber das folgende Bild ist möglicherweise das schönste, das ich heuer gemacht habe:).

Fund im Internet. „Master, what makes us human?“ „Selecting pictures with flashlights on it.“

24.12.

Zur Mitternacht teilt Fini mit, dass sie weniger gebathed und mehr gebarft werden möchte. Ich obliege dem dummen Irrglauben, dass man vom Gin Tonic nicht sooo einen Kater kriegt...

25.12.

…weswegen ich um 9 Uhr hinter einen Holzhaufen in den Wald speiben muss, während etliche Leute um diese Zeit schon joggen gehen. S. wird mir später raten, beim nächsten Mal die Sportuhr mitzunehmen, draufzuschauen und „Bestzeit!“ zu schreien. [Notiz: Diese Passage evtl. wieder streichen, falls ich noch berühmt werde]

Zu Mittag pünktlich eine kleine Wunderheilung, aber es macht mir nichts aus, dass B. meinen böhmischen Kondensmilchlikör umschmeißt.

Abends kommt die erwachsene Brut, die nach „Die Hard 4“ um 22 Uhr noch ausgehen muss. Die Armen! Es ist doch manchmal gemütlicher auf der anderen Hälfte des Lebens. Ich bin desorientiert und voller Käse.

26.12.

Ein Nachmittag mit Stritzi auf dem Schoß (ich schreib nicht, wen ich damit meine, vielleicht muss ich darüber in 10 Jahren unterhaltsam grübeln), im Lee des Mischpoche-Getümmels, dann das nächste Overeating. Wir kommen noch rechtzeitig heim, um uns die Hirne mit den minderwertigen Hervorbringungen des US-amerikanischen Kulturimperialismus zu verkleistern. Die "Jugend" (24) kann es nicht fassen, dass wir immer noch einfach Fernschauen: „Dabei hobt's es Nepflix, fir wos zoi i denn des!“

27.12.

Heute ist nichts los (und das ist ein Befehl!).

28.12.

Köhlmeier, „Zwei Herren am Strand“: „Wer spricht, macht sich schuldig.“

Die Kinder wollen uns schon wieder sehen, wir haben nicht alles falsch gemacht (bzw. zahlt ihnen der Vater ein Essen).

29.12.

W. und K. schmettern erstaunlich text- und tonsicher italienische Schlager, und das vor 8 Uhr, es ist schon die Anfahrt schön. Am Parkplatz der Wurzeralm entschuldige ich mich beim Halter eines sehr schönen Hundes, dass ich den so ungefragt streichle, „aber mir fehlt meiner schon so!“ „Fehlt dir dein Mann nicht auch?“, sagt er so geschickt, dass es höchstens neckisch, aber nicht cheesy wird.

Es ist viel zu viel zu wenig Schnee. Just in dem Moment, in dem ich aus Höflichkeit die Führung anbieten möchte, bricht Klaus auf voller Ski-Länge fast einen Meter tief neben einer Latsche ein. Wir lachen erst, sobald wir wissen, dass er sich nicht weh getan hat. Wir brechen das Projekt „Eisernes Bergl“ ab. (Ich war eh vor zwei Monaten erst hier, im Leiberl).

30.12.

Der Herr verleihe meinen literarischen Ambitionen dieselbe unerschütterliche Beharrlichkeit wie den Verfassern der missionarischen Spendenbriefe, die mir werktags den Postkasten füllen, obwohl der Adressat seit 2021 kein Lebenszeichen mehr gegeben hat.

31.12.

Beim Silvesterfeiern erzählt J., dass sie als Teenie in Südafrika deswegen zu den Pfadfindern gegangen sei, weil das der einzige Verein gewesen sei, der sich nicht um die Apartheid geschert habe. Was für eine dumme, dumme Spezies der Mensch doch sein kann, insbesondere der „weiße“.

Ok, 2025 - an mir soll's nicht scheitern. Bring it on.


Donnerstag, Dezember 19, 2024

Aus Kinshasa in 100 Klicks

Es ist mit diesem Blog wie mit dem Verkehrssystem der Demokratischen Republik Kongo, wo der Bus erst abfährt, wenn er voll ist. Sobald das letzte Posting 100 Views hat, kommt das nächste. Ihr habt es in der Hand! 

Die realen Produktionsverhältnisse sehen derweil so aus, dass ich etwa gestern einen Text vom 15.11.2024 gelesen habe, der mir in Grundzügen bekannt vorkam, da ich ihn ja selbst vor vier Wochen geschrieben hatte. Entweder bin ich also ein bissi blöd oder schon sehr müde. (Das Geschriebene war nicht extrem schlecht, das gebe ich mir lobend mit wie eine Lehrerin ihrem doofen Schulkind, das sich im Rahmen seiner Möglichkeit sehr bemüht hat in diesem Herbstsemester). 

Vielleicht mag ja jemand diese kleine Ächz-Mitteilung hundertmal anklicksen, dann überlege ich mir was Schöneres (zweiköpfige Ziegen im Wintersturm, ein Familienepos in den Wirren der Neolithischen Revolution, ein Berliner Befindlichkeitsdrama loster Endzwanziger, eine zeitgemäße Adaption des "Bergkristall" mit besonderer Berücksichtigung des Toten Gebirges oÄ).

Sonntag, Dezember 01, 2024

Altspatzengrant, Deppendeckel, Pensionistenbroschen, Sexquellen

Lebenskrimskrams im November 2024

1.11. Schönberg

Mi stört's sehr, dass du beim Gehn so raschelst!“ sagt Hasi beim Abstieg. „Rascheln ist mein Ding!“ sage ich, wir lachen, denn es ist uns ein sehr, sehr schöner Tag gelungen. Fast hätte uns die Sonne verbrannt. Aus der Reihe: „Gefährliche Vorteile des Klimawandels“. Rund um die Ischler Alm sind noch so viele Wege nicht begangen, aber das ist keine Klage.

2.11.

Jetzt besitze ich wieder Hosen für die nächsten zwei Jahre! Ließe sich nur alles so nachhaltig erledigen. Freude dann auch im Thalia, Tina legt mein Buch seit März prominent auf den Empfehlungstisch (ich schulde ihr ein paar Getränke).

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Wir führen das Leben von Superreichen, nur ohne Personal und Superreichtum, also eigentlich noch besser. Auch überteurter Weißwein macht komische Träume.

4.11. 

Das durch und durch ärgerliche Heulen der Laubbläser – wie kann man so etwas bedienen wollen?! 

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Mit D. am Fuß des Sengsengebirges. Sie ist unzufrieden, weil sie bergauf ein wenig schnauft, ich weise sie darauf hin, dass wir grade bergauf gehen. Wir haben eigentlich schon sehr gute Beine geerbt. S. Abb. 2.

 

Abb. 2

Bei der Jause erzählt sie mir von einer Bekannten, die mit beeinträchtigten Menschen (tendenziell Sucht) arbeitet. Beim Sesselkreis am Nikolotag habe einer einen epileptischen Anfall erlitten. Die Ärztin eilt hin, um ihn zu versorgen, es ist natürlich alles sehr stressig. Aufgewühlt steigt ein anderer über den sich Windenden und sagt vehement: „Meinen Schoko-Nikolo krieg' ich jetzt aber schon noch!“

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In einer modernen Großstadt ist das Warenangebot reichhaltiger als in ländlich geprägten Gebieten, etwa hier im siebten Wiener Gemeindebezirk: 


Literaturhaus, „In memoriam“. Ilse Kilic: „I mechd ned oiwei mochn, wos i wü.“ 

Herbert J. Wimmer verteilt sehr schöne Karten, ich bekomme eine mit einem Gerstl-Gedicht namens „schöner tot sein“:

ein baum werden

vögel zu gast haben

das wär was

worauf man sich freuen könnte

5.11.

Wer seine Begabung, Bildung und Freude nicht für die Vermittlung von Schönheit nutzt, sondern elitäre Dünkel verbreitet, soll seine scheiß Goschn halten, Hawara.

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Spatzen werden im Alter anscheinend grantiger. Zumindest sinkt laut einer Studie die Zahl ihrer Sozialkontakte. Während freundliche junge Vögel erfolgreicher sind, habe Einsamkeit im Alter keinen evolutionären Nachteil. Weitere Untersuchungen zeigen, dass sich das Sozialverhalten anderer Tiere und vieler Menschen mit den Lebensjahren auf ähnliche Weise ändert. […] Junge Spatzen haben besseren Bruterfolg, wenn sie freundlich sind., „aber wenn sie sich erst einmal fortgepflanzt haben, scheint es so, als ob Unfreundlichkeit keine evolutionären ‚Kosten‘ hat – es gibt keine Nachteile“, sagte Schroeder. […] Spatzen führen in der Regel eine lebenslange Dauerehe. Allerdings ist ihr Leben mit oft nur etwa zwei Jahren nicht sonderlich lang. Unter optimalen Bedingungen sind auch mehr als zehn Jahre möglich.“ Ich möchte gern ein zehn Jahre alter, grantiger Spatz werden (gutes Totem-Tier). Ganz nebenbei Applaus für die wissenschaftliche Leistung, dieses nervöse Gschwerl zu beobachten!

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Im Nebel das starke Gefühl, nur ein uneigentliches Leben zu führen (wie am Kuchenbüffet in der Wasnerin), oben läuft das richtige ohne dich.

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Canyoning im Spaltensystem der Gesellschaft.

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Spätnachts wird „Heast, Bruckner“ ausgestrahlt, es ist alles sehr blöd, aber auf gute Art. Sehr schön: Fini reißt es aus Nest und Schlaf, weil ich im Fernsehen so dienstbar „Grüß Gott!“ krähe.

6.11.

Sehr unschön: Der depperte, depperte Trump und seine depperten, depperten Wähler stellen die Aufmerksamkeit für meine Schauspielkunst total in den Hintergrund des Weltgeschehens!

Buttinger und ich diktieren einander am Telefon, dass heute (Mittwoch) aber sehr wohl getrunken werde. Und so geschieht es, im Beisein der Nachbarn. Der „Linden“-Wirt: „Unsare Blunzn san voi resch aubrodn, Reklamationen gibt’s ned!“ Wir taumeln heim, betrunken und nach resch angebratenen Blunzen riechend.

7.11. Karkogel

Aufstehen nach den Bieren um 5 Uhr tut weh, aber mit dem ersten Schritt von der Rettenbachalm stellt sich die Überzeugung ein, das Eigentliche zu tun, sogar später noch, in der Latschensackgasse am Möselhorn.   

Ein großer, wahrscheinlich letzter Schlaf auf der Bärenkogelalm.

Karma ist ein Fakt, denn ich trete in den Haufen, den ich beim Aufstieg nicht ordentlich weggeräumt habe. Fini selbst reißt sich an dieser Stelle die Pfote auf. Aber damit hat es sich schon, das Gute setzt sich durch: Als ich mich frage, ob sie mit der Pfote gehen kann und wie lange ich von hier in die Nebelsuppe im Tal brauche, bleibt ein PickUp stehen, darin zwei Männer, einer davon der Besitzer der Bärkogelalm. Sie drängen uns, einzusteigen, und sie haben recht. Wir plaudern sehr nett, der Pudertanz hat die beiden sehr mitgenommen, aber das ist ja kein Hindernis. Ich frage den Hüttenbesitzer, ob er leicht gerade die Geranien ins Tal getragen habe. „Ha?“ „D'Bleamön, Hauns“, lacht der andere.

Ich schlafe dann neun Stunden, Fini zwei mehr.

8.11. Wien – Neunkirchen

Mit jedem Halt klingt der Zugbegleiter trauriger, am schlimmsten bei „Next Stop: St. Pölten.“ 

Auch Rudolfsheim muss auf Klobürsten in Tierkeramik nicht verzichten: 

 

Nach der Lesung im Buchcafé Melange (in der es eine Austrofred-Andachtsstelle gibt) erzählt eine junge Frau, die vor 24(?) Jahren aus Henan nach Wien gezogen sei, dass die kopierten Orte in China der Belehrung und kulturellen Weiterbildung der Bevölkerung dienen sollen.

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Endlich wieder bei Birgit! Wir gehen trotzdem relativ diszipliniert nach Anbruch ihres Geburtstages ins Bett.

9.11. Rax

Was sagt ihr erst jetzt, wie schön auch dieses Niederösterreich sein kann?! Roland sagt, dass der Nebel, den man über dem Steirischen oft sieht, von der Rax aus betrachtet „Deppendeckel“ heißt. Im Bergrettungsstützpunkt hat er von der „Sexquelle“ erzählt, der eine einschlägig belebende Wirkung nachgesagt wird. Nach einem launigen Bericht in einer Zeitung seien viel zu viele Wiener mit großen Kanistern dort hingerannt, sodass der Name von der Karte genommen wurde.

Zwei extrem gelungene Stunden in der Bergrettungshütte auf dem Trinkstein, es ist bullernd warm, wir trinken Sekt und essen Samosas, bis leichte Schmerzen auftreten. S. und H. beschweren sich durchaus ernsthaft, dass ihre „I sitch di o in da Nocht!“-Szene nicht ins Buch gekommen ist, die im Schlaf nicht erschlagenen Welpen T.s aber schon. Ab jetzt meine Lieblingskritik!

Das letzte Stück des Abstiegs gehen wir einem exakt halbierten Mond entgegen. 

10.11.

Zu lange Gespräche über die falschen Themen. Ich denke, dass ich ab jetzt eine strenge Diät halte, in der es mit verboten ist, in Privatgesprächen unter Freunden die Themen „Nahost, USA und Ukraine“ anzusprechen. Warum machen Männer das so gern? Umgekehrt müssen wir Frauen auch mutiger aus unseren Blasen heraus, sonst reden wir irgendwann nur noch über Samosa-Rezepte, Asanas und Ayurveda-Frühstücke.

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Das nächste gute, neue Wort: Pensionistenbrosche (wenn man sich ab 40 die Oberbekleidung angepatzt hat).

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Neben mir eine rotzelnde, nach Fastfoodfett riechende junge Frau, die sehr intime Probleme im vollbesetzten Zug preisgibt, als gäbe es uns alle nicht, oder als befände sie sich in einer akustisch abgedichteten Blase.

11.11.

Wenn ich mich mit Shakeh noch öfter treffe, übernehmen wir nicht nur die Literatur im Land, sondern das Land selbst auch gleich.

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Selten eine so interessante wie interessiere Person getroffen wie Shila Behjat. Aber trotzdem kommen nach ihrem Vortrag im Kepler Salon seitens des Publikums Fragen, bei denen ich mich frage, was sich die Leute da gerade eine Stunde lang angehört haben. B. muss um 20:58 Uhr die Veranstaltung verlassen, um auf maximalem Umweg ostentativ alle rund um sich aufzuscheuchen. Nervig sein ist kein Monopol des Mannes!

12.11.

Ich gehe schon wieder nicht zu einer Veranstaltung, weil das schlechte Gewissen mittlerweile das Freiheitsbedürfnis nicht mehr übersteigt.

Am Abend blättere ich in ein paar Geo-Heften aus dem Jahr 1995, die ich doch noch nicht wegwerfen kann. Außerdem wäre schade um die Erinnerung, dass ein Artikel über die „neuesten“ Erkenntnisse der Evolutionsforschung noch einen Waschkorb voller empörter Leserbriefe zur Folge hat. Den Namen Gottes wagt keiner in den Mund zu nehmen, stattdessen wird darauf hingewiesen, dass die Leugnung der Schöpfung Ausdruck fortschreitender und gefährlicher Individualisierung sei.

 

                                                                        Der Hund ist der Schöpfung recht gut gelungen

12.11.

Als Recherche schaue ich „Can't touch this von MC Hammer, weil ich etwas zum Thema „sakrosankt“ schreiben soll. Logisch, oder?

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Sierning. In diesem Nebel sieht jede Landschaft unvorteilhaft aus. Warum zucken jene nicht aus, die wegen fixer Arbeitszeiten nie zum Wandern kommen?

Mädchenhaftes Gekicher der Meindlmenscher am prä-, peri- und postmenopausalen Lesehilfenstand im Café Malu.

13.11.

Der Bruckner-Uni-Mann hat alles falsch gemacht und wird dennoch von keinem Zweifel angekränkelt. Die aktuelle Entwicklung gibt auch wirklich diesen schmerzbefreiten Empathielegasthenikern recht, nicht uns Zweifelscheißern.

Ich bin selbst auch gar nicht so schlecht! Mein ratzfatz hingeschluderter Themenvorschlag für den LinzIMPuls hat den Zuschlag bekommen (das Kartell darf der LinzKultur was vorschlagen und die Jury aufstellen). „(Don't) Panic – Lifehacks aus Kunst & Kultur, um nicht dauernd und zu Recht auszuflippen“.

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Wie lange lese ich jetzt eigentlich schon „Dreh den Mond um“ herum? Es ist super, aber auch dicht wie Karamell.

14.11.

Fünfzehn verschiedene Graustufen der Autos auf dem Hofer-Parkplatz – es ist die Zeit der Pensionisten und mir.

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In England wurde ein KI-Chatbot namens „Daisy“ entwickelt, um Scammer am Telefon aus der Haut fahren zu lassen. Im Ton einer lovely little old Lady kann sie die Betrüger bis zu einer halben Stunde davon abhalten, echte alte Damen um deren Erspartes zu bringen.

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Im Wasserwald hat jemand Arschlöcher auf die Plakate mit dem Linzer FPÖ-Bürgermeisterkandidaten geklebt. Fini verliebt sich in einen zwölfjährigen schwarzen Schäferhund mit Stummelschwanz. Dem Halter mache ich eine billige Freude, als ich sage „wie die Herrin, so die Gscherrin“.

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Endlich wieder eine Idee, wie ich Möbel umstellen könnte. Unter Mamas Kasten aus den 60ern liegen Lurche, die schon fast leben und die man schon fast lieber in den Zoo bringt, als sie einzusaugen. Dazu 10 Groschen und ein „Gettone telefonico“.


15.11.

Der derzeit aktive Kennedy hat einen Wurm im Hirn – das sagt er zumindest dem Scheidungsrichter, um dem Unterhalt für seine Ex-Frau zu entgehen.

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Amerika wird gerade entholzt und renaturiert (leider nicht das große, sondern das Grundstück südlich der Donau, das Ottensheim annektiert hat).

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Ich besuche K. in ihrem neuen Leben, es ist sehr gelungen. Darin warten abends Katzerl auf die frisch gemolkene Milch.   

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Dann leider zu viel Bier im MKH, dazu PMS →

16.11. Sarstein

Befindlichkeit from hell in der ersten Tageshälfte. Ich bin ein Trottel, aber was soll's. Es ist trotzdem schön, bald dringt es in meine benebelte Seele. Etwa, dass der Schaffner Fini gratis mitfahren lässt, weil ich Dummhirn das Ticket habe liegen lassen.  


Ab Mittag geht es auch innerlich bergauf, gerade rechtzeitig – schöner kann ich es heuer nicht mehr haben, das Erlebnis muss lange reichen. Der Dachstein lässt um diese Zeit im Jahr kein Tageslicht mehr ins Tal, oben ist T-Shirt-Wetter. Auf dem Gipfel muss ich fast schluchzen, so schön steht das Tote Gebirge Spalier.

17.11.

Ganslessen mit der Neigungsgruppe. Noch nie waren wir so viele, und noch nie haben wir einander in einem Jahr so selten gesehen. Wir sprechen über Altersvorsorge mit Kryptowährung, frühe Pubertät und körperliche Verfallserscheinungen. Seit wann hat man all diese Gelenke!?

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Wegen zu viel Weißweins intensiv von der Fortsetzung des Brucknerfilmchens in Bad Aussee geträumt. Nie kommt mein Einsatz, ich muss irgendwo im Auto schlafen und habe kein Reservegewand mitgenommen. Ich verlottere rasant und werde auch bald entsprechend behandelt, während der Austrofred immer stärker hofiert wird, weil er nicht so stinkt wie ich.

19.11.

Ein Semiotiker hat ein 500-seitiges Werk über ABBAs „Fernando“ verfasst. Immer wieder fasziniert es mich, wie viele und wie wenige Gedanken man sich über dasselbe Phänomen machen kann.

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Das ist ungefähr der Plan: So viel Schönes sehen, dass man sich darin zurückziehen kann, wenn Zeit ist (und es draußen schiach ist).

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Wien

Es kommt nur eine Person, die ist dafür aber sehr lieb. Wir tun trotzdem so, als sei das eine Lesung, denn es soll ja ein Podcast-Beitrag werden. Zwischendurch vergesse ich, dass wir quasi allein sind. Danach gehen wir ins Café Engländer, wo der Kellner mir seine große, teure Uhr unter die Nase hält, ich checke lange nicht, dass er Hundekeks in der Faust hält, die er mir geben will. Wir reden über unsere extrem religiösen Großmütter, fast wie ein spiritueller Battle Rap, wer die ärgste hatte. Eine jede fast exotisch in ihrer Glaubensstrenge. 

M. hat übrigens aufgehört, auf Hochzeiten Querflöte zu spielen, weil sie beim Ja-Wort immer weinen musste – was bei Blasinstrumenten doppelt blöd ist (aber liebenswürdig, mich rührt das auch jetzt noch beim Niederschreiben).

Dann schnell heim. Fini soll noch im kleinen Park am Stubentor ludeln, aber ringsum flitzen so viele Ratten neben ihr durchs Gebüsch, dass sie sich nicht konzentrieren kann. Ein älterer Mann bleibt dann in der U3 neben mir stehen, um Fini sein Lob auszusprechen. Erst spät erkenne ich seine Sprache als Deutsch, wahrscheinlich erzählt er mir sehr Interessantes, ich ahne etwas von Deutschen Schäferhunden an der bulgarischen Grenze, aber es ist zu schwer.

20.11. 

Markus Reindl hängt dem freundlichen Irrglauben an, ich sei immer gut gekleidet, „vom Frack abwärts!“ Er hat keine Ahnung, wie weit es hinunter gehen kann. Ich oute mich, dass ich heuer schon zwei Menschen mit meinen Outfits zum Weinen gebracht habe (im alten Gewand des Vaters).

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Beim hektischen Versuch, das seit Tagen liegen Gebliebene in 47 Minuten aufzuarbeiten plötzlich die Illusion, in einem anderen Zimmer zu sitzen.

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Die Rollenverteilung in der waschküche: „Dominika isst zaum.“ „Wos üwableibt, gema da Dominika mid.“


21.11.

Poesie in Wels: 

Ordination: „Daun lossn's des ohne Wirkstoffe weg.“

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Beim Spazieren erzählt der Revierzuständige von einer Sensation – ein weißer Bock am Edramsberg! Kein Albino. Er habe alle anderen Jägern gewarnt, ihn zu „entnehmen“, „da könnt ihr euch das Datum in eure Gewehre kerben – ein Jahr später seid ihr tot!“ Von seinen Artgenossen sei das Böcklein gemobbt worden, einfach weil es anderes aussehe. Er habe sogar schon den Bock geschossen, der ihn besonders bedrängt habe.

22.11.

Weil der Alkohol vom Wochenende offensichtlich am Freitag endgültig aus dem neuronalen Netzwerk ausgeschlichen ist, bin ich an diesen Vormittagen oft richtig synapsig.

Diese Frucht möchte als Wein gelesen werden.

Meditieren mit Tieren misslungen, Fini ist zu unruhig

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Bei der Lesebühne fordert Buttinger zwei Mal zur Entnahme von Donald Trump auf. El Hotzo wurde dafür rausgeschmissen, wir applaudieren eifrig. 


23.11. Samstag

Immer wieder wollen Pläne aufkommen, bis mir einfällt, dass ich eh nur einen Tag Wochenende habe, also wieder lesen und scrollen.

Bild „Verschiedenes“: Hier wird eine sehr, sehr kleine Zielgruppe angesprochen. Viel Glück!“


24.11. BuchWien

Im Zug späte Eltern mit einem Kind, das auf dem Tisch sitzt und nur über eine Handy-App kommunizieren kann. „Marille! Aprikose! Aufschnittwurst! Leberwurst!“

Der Moderator nimmt den Roman und bricht ihm den Rücken, damit es gut steht für die Kamera. Ich fühle den Schmerz im eigenen Kreuz. 

Ein Schild, das es so nur in Wien geben kann:  

 

Austrofred lobt seinen Verlag Czernin, „weil der nicht so viel sudert“.

So richtig will sich die Zug-Euphorie nicht einstellen, obwohl fast alles klappt. Es ist halt zum Brechen voll, und neben mir steht ein Rudel junger Norddeutscher, die rotzeln und jeden Satz zwanghaft mit „Digga“ beginnen.

25.11.

Kaiser-Mühlecker gewinnt den Buchpreis, antwortet trotzdem in weniger als einem Tag auf die Anfrage, ob er nicht in Wels lesen wolle (getippt am 6.5., einen Tag, bevor das tatsächlich eintritt).

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Im Windschatten ist es fast warm. Noch einmal ein großer Sonnenuntergang am Donaustrand (die eh das ganze Jahr über zu sehen sind, besonders im Winter). 


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Irgendwo hinten im Sendergedärm kann man der Schweizer Garde live beim Beten des schmerzerfüllten Rosenkranzes zusehen.


26.11.

Bei Gelegenheit nachdenken über die aktuelle Renaissance des Mittelalters als Meme-Steinbruch (was ist sehr begrüße). 


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Auf Spatzen spucken macht auch nicht satt.“ Richard Wall im WillyFred, „Herbstlese“.


27.11.

Ein Nebel, der auch ohnehin schon graue Autos mit einem Schmutzfilm überzieht, in dem der Hundsdreck dampft und der einen bis ins Haus zu verfolgen scheint. Schwer ist der Beruf an so einem Vormittag.

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Experiment Literatur, Abschiedslesung Stadtschreiber. Tex sträubt sich erfolgreich dagegen, auch nur einen einzigen Satz zu lesen, ich weise ihn darauf hin, dass das eine Buchpräsentation sei. Er beschwert sich, dass ich das zahlreich gekommene Volk von Wels mit Keulen auf den Büchertisch hinweise, dabei müsse man das „mit Wattebäuschen!“ machen. Alle Bücher werden gekauft. Rubinowitz behauptet, das Buch auf Drogen geschrieben zu haben, Buttermilch und Tuc-Kekse, zu einem Klumpen im Magen vergoren. Historisch notierenswert Buttingers Resümée: „Heute hast du dich wirklich nicht verschnattert, Meindl.“

28.11.

Der fünfte Abendtermin in Folge. Ab wann dürfte ich absagen? Aber PostSkriptum macht halt nur einmal dicht. Immerhin ist Chris Hüttmannsberger wieder da. Er erzählt, er habe einmal einen Slam gewonnen, bei dem jemand zuvor quasi auf die Bühne gekackt hatte. Heute kackt niemand auf die Bühne, auch der Hund nicht (Foto: Coala).

 

Mit dem Poetry Slam und mir wird das nichts mehr, war's auch noch nie. Wieso bedeutet es den Menschen so viel, Bewertungen ins Gesicht gehalten zu bekommen / anderen Bewertungen ins Gesicht zu halten? Außerdem reiße ich schon wieder nichts, grad halt, dass ich nicht Letzte bin. Natürlich wären mir die Trauben zu sauer gewesen.

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Coala hat mir Snacks aus Japan mitgebracht, etwa Makrelenchips in einer „Fischhaltefolie“, die sehr, sehr grauslich schmecken, aber das sei gut für die Synapsen.